Im Februar 2015 hatten wir endlich wieder die Gelegenheit einen Urlaub in Paraguay zu verbringen. Dieser Urlaub stand unter dem Zeichen der Unabhängigkeit – unabhängiger von unseren Bekannten, unabhängiger von Taxis.
Vorbereitung: Spanisch lernen für den Urlaub in Paraguay
Als wir im Herbst 2014 unsere Reise geplant haben, stand für mich fest, dass es jetzt an der Zeit war, spanisch zu lernen. Zumindest wollte ich so viel können, dass wir uns mit meinen Brocken, Händen, Füssen und einem Lächeln ein wenig verständigen könnten.
Also kurz recherchiert und schon ging es los mit einem Spanisch-Zugang über das Internet und das Smartphone. Wie so oft üblich bei uns Menschen, hatte ich mir gleich zu viel vorgenommen.
Von den ursprünglich geplanten 5-6 Stunden pro Woche, kam ich in der Realität meistens nur auf 1-2 Stunden, doch es ging stetig voran. Die Ähnlichkeit der spanischen Sprache zur Französischen machte es mir leichter und die Wortstämme waren doch oft sehr leicht erkennbar.
Kaum angekommen war mein Spanisch Kauderwelsch gefragt
Okay, gelandet sind wir, die Koffer haben wir auch, der Zoll liegt hinter uns und nun geht es raus zum Taxistand. Und viel besser als erwartet, konnten wir ein Taxi bekommen, den Preis zu unserem Hotel festlegen und los ging es.
Im Hotel angekommen, das gleiche Wir waren früh morgens gelandet und ich konnte dem Herrn des Empfangs verständlich fragen, ob wir schon auf unser Zimmer könnten. Und mit einem Lächeln – wohl begründet in meinen Fehlern – antwortete er mir langsam und mit für mich verständlichen Worten, dass wir einen kleinen Moment noch warten mussten, bis es fertig wäre.
Und so ging es die kommenden Tage weiter. Ob im kleinen Supermarkt um die Ecke, im Restaurant oder beim Frühstück mit den Hotelangestellten, wir übten uns täglich in Spanisch. Das wirklich Schöne war, dass alle viel Geduld zeigten, auch für uns mehrfach die Antworten wiederholten und ebenfalls alles nutzten, damit wir sie verstehen.
Die nächste Herausforderung: mit dem Bus fahren
Schon bei unserem Urlaub in Paraguay im November 2013 waren wir in Begleitung unseres Bekannten mit dem Bus gefahren.
Doch er hatte uns eindringlich gewarnt, dass das nicht so einfach wäre und wir es eher nicht alleine machen sollten. Nun ja, wir sind da eher anderer Auffassung gewesen. Also haben wir im Hotel nachgefragt, welche Buslinie zum Einkaufszentrum Mariscal Lopez fährt.
Direkt vor dem Hotel ist eine der offiziellen Haltestellen. Doch der Bus hält nur, wenn man dem Busfahrer ein Zeichen gibt. Also haben wir uns zu den anderen Wartenden gesellt und mit einem wachsamen Auge die anfahrenden Busse beäugt. Endlich kam auch unser Bus und schon winkten wir beide mit vollem Elan.
Freundlichkeit von allen Seiten
Wir müssen wohl irgendwie sehr witzig ausgesehen haben, denn der Fahrer musste sogleich lachen. Natürlich hielt er an und wir stiegen im Galopp ein. Die Busse hier haben es immer eilig und fahren los, sobald der letzte Fahrgast einen Fuß auf den Stufen hat. Daher ist Schnelligkeit wichtig.
Spätestens als ich den Busfahrer nach dem Fahrpreis für 2 Personen bis zum Mariscal Lopez fragte, war ihm klar, dass wir noch nicht so oft mit dem Bus in Asuncion gefahren sind. Und da hier die Menschen insgesamt etwas lauter kommunizieren, waren auch die anderen wenigen Passagieren im Bus nun informiert.
Wir bezahlten den Fahrpreis und setzten uns schnell hin. Vor uns auf saß eine Dame, so in den 60er. Ganz offen und freundlich drehte sie sich um und fragte, ob wir zum Mariscal Lopez wollten und die Konversation ging ein wenig weiter – woher wir kommen, seit wann wir da sind, ob wir Paraguay mögen. Dann ging mein Vokabular zu Ende und mit einem sehr freundlichen Lächeln drehte sich die Dame wieder um.
Unerwartete Fürsorge, die uns sehr berührt
Wir waren zwar schon 2-3 mal in diesem Einkaufszentrum gewesen, doch immer per Taxi oder mit Bekannten. Daher kannten wir die Haltestelle nicht wirklich, zumal die Erinnerungen ja nun auch schon bald 2 Jahre alt waren.
Hier hilft es auch nicht, sich die Anzahl der Haltestellen merken zu wollen, denn der Bus hält dort, wo jemand ein- oder aussteigen will. Zum Aussteigen gibt es im Bus eine Schnur, an der man zieht und schon hält der Bus.
Wir waren mit unserem Blick auf die vorbeiziehenden Häuser fixiert, damit wir alles erkennen konnten, was uns helfen könnte, die Haltestelle zu finden. Und plötzlich war es soweit. Doch wir erkannten es nicht.
Nein, der ganze Bus kümmerte sich um uns. Die Dame vor uns, der Busfahrer und einige andere Fahrgäste: alle machten uns Zeichen und sagten uns, dass wir nach der Ampel an der der Bus gerade hielt, aussteigen müssen, dann entlang des kleinen Parks und schon wären wir da.
In der Tat, den kleinen Park hatten wir total vergessen und wir selbst hätten nie erkannt, dass wir hier aussteigen müssen.
Eine ganz besondere Taxifahrt, Stadtführung inklusive
Wie in jedem Urlaub in Paraguay war auch ein Abendessen in unserem Lieblingsgrill geplant. Da dieser nicht in Fußreichweite des Hotel liegt, nahmen wir uns ein Taxi vor dem Hotel. Hier sei gleich erwähnt, dass wir immer sehr gut befördert worden sind, auf ehrliche und freundliche Art und Weise. Es gibt viele Berichte von im Netz von gegensätzlichen Erfahrungen, doch wir selbst können nur Gutes berichten.
Und so stiegen wir also in das Taxi eines älteren Herren, der hier in Europa seit vielen Jahren in Rente wäre. Und wieder strahlte uns eine offene Freundlichkeit entgegen. Wir fuhren los und schon begann er ganz motiviert das Gespräch.
Unbegrenzte Freundlichkeit und Enthusiasmus für sein Land
Auch hier die üblichen Fragen: wo wir herkommen, usw. Und dann hielten wir an einer Ampel und er kaufen einem Händler im Rollstuhl eine Kaugummipackung ab. Und swups dreht er sich um und bot uns einen davon an. Bevor er sich selbst eins nahm.
Die Fahrt ging weiter und schon begann eine kostenlose Stadtführung: auf dem direkten Weg zu unserem Restaurant-Grill lag u.a. der Präsidentenpalast und auch einige andere historische Gebäude.
Voller Begeisterung erzählte er uns an was wir vorbeifuhren, und auch einiges über die Geschichte. Ich verstand nur wenig, doch das störte unseren Taxifahrer nicht. Es war so massiv spürbar, welchen Stolz er auf sein Land hatte, dass es einfach nur wunderbar war.
Für den Anderen da sein, ist hier etwas ganz Natürliches
Am Restaurant angekommen, stellten wir fest, dass es noch nicht geöffnet hatte. Da es sich wohl nur um ein paar Minuten handeln würde, machten wir uns keine Sorgen. Doch das tagsüber sehr belebte Viertel ist Abends schon sehr leer.
Unser Taxifahrer kassierte und ab und stieg dann mit uns aus. Als ein anderer Fahrgast kam, der mit ihm weiterfahren wollte, bat er ihn einzusteigen. Doch er selbst ging weiter bis zur Tür des Restaurants und klopfte.
Wir wussten nicht wirklich was da vorging, doch schnell wurde es uns klar. Er wartete bis einer der Kellner kam und sich zu vergewissern, dass das Restaurant auch wirklich aufmachen würde und wir gut aufgehoben wären.
Offenheit und Freundlichkeit sind die Schlüsselerlebnisse dieses Urlaubs in Paraguay
Erst als der Kellner des Paulista Grills aufgesperrt hatte, die beiden Herren einige Worte, einen Handschlag sowie ein Lächeln ausgetauscht hatten und wir hinein konnten, war er zufrieden und kehrte zu seinem Taxi und dem wartenden Fahrgast zurück.
Wir waren so überrascht von dieser fürsorglichen Art, dass wir gerade so noch einige „muchas gracias“ und ein Winken zustande brachten.
Wenige Tage später war der Urlaub in Paraguay auch schon vorbei, doch unsere gewählte Selbständigkeit hat uns nur schöne Begegnungen beschert. Wieder einmal hat uns das Land und besonders die Menschen in Paraguay begeistert. Wir haben diesmal eben auch die Mentalität der Leute kennenlernen können.