Am Freitag machten wir uns dann auf die Suche nach einem Gebrauchtwagen in Paraguay. Ein Neuwagen kam für uns nicht in Betracht, auch wenn die Gebrauchtwagen hier in Paraguay im Vergleich viel teurer sind als in Europa.
Gebrauchtwagen contra Neuwagen in Paraguay
Ein Neuwagen verliert egal auf welchem Kontinent im ersten Jahr massiv an Wert. Zudem ist der Fahrstil hier in Paraguay derart chaotisch, dass man nur darauf warten kann, irgendwo eine Schramme oder Beule am Wagen zu haben.
Wir wollten uns erst mal mit einem Gebrauchtwagen in aller Ruhe an diesen Fahrstil und die Verkehrssituation gewöhnen. Zusätzlich wollten wir definitiv kein „Iquique“ Auto. Das sind die importierten Gebrauchtwagen aus Asien, die in Chile von Rechtsfahrer auf Linksfahrer umgebaut werden – und das meist eher schlecht als recht. Von außen sind sie jedoch leicht, an der Position der Scheibenwischer, zu erkennen.
Ein Gebrauchtwagen von einem Kiahändler soll es werden
Unsere Vorstellung war sehr klar: ein Gebrauchtwagen, hell Farbe, höher gelegt, da unsere Straße nicht geteert ist und auch sonst die Straßen nicht immer eben sind, mittlere Größe, getönte Scheiben, Klimaanlage und in einem soweit guten Zustand. Darüber hinaus sollte es eine Marke sein, für die man hier in Paraguay leicht Ersatzteile bekommt.
Da wir beide so absolut nichts von Mechanik und Automotoren verstehen, wollten wir bei einem Händler kaufen. Also fuhren wir mit unserem paraguayischen Bekannten deutscher Abstammung zum großen Kiahändler auf der Acesor Sur, um uns dort umzusehen. Zu unserer großen Überraschung trafen wir dort auf einen Verkäufer, der ein sehr gutes Englisch sprach.
Außer überhöhten Preisen nichts zu sehen
Der Herr erklärte uns, dass wir zu einer anderen Niederlassung fahren müssen, da dort die Gebrauchtwagen zu finden sind. Da diese nur wenige Minuten entfernt war, fuhren wir gleich dorthin. Doch die Ernüchterung kam schnell.
Eines vorweg: von außen sehen alle Gebrauchten erst mal sehr gut aus. Doch wenn man dann die gefahrenen Kilometer und das Alter betrachtet und dann noch den Preis hört, ist man schnell kuriert von diesem KFZ Angebot. Noch von der Zeitverschiebung müde, fuhren wir erstmals wieder nach Hause zurück.
Eine heiße Spur…
Beim Mittagessen sprachen wir über unsere Eindrücke und dabei fiel uns wieder ein, dass der nette englischsprachige Herr noch erwähnt hatte, dass sollten wir nichts finden, wir wieder kommen können. Er würde ein wenig herum telefonieren und sehen, ob er etwas für uns findet.
Da wir nachmittags eh wieder nach Asuncion zum Mariscal Lopez Einkaufszentrum wollten, um dort das Wifi zu nutzen, hielten wir auch wieder bei Kia. Der Verkäufer nahm unsere Vorstellungen auf und meinte zuversichtlich, am späten Nachmittag meldet er sich wieder bei uns. Und so kam es dann auch. Knapp 3 Stunden später bekamen wir Fotos und Informationen zum vorgeschlagenen Auto auf unser Handy gesendet.
Dieser Gebrauchtwagen in Paraguay könnte es werden
Die Daten waren soweit in Ordnung. Der Wagen war 8 Jahre alt und hatte nicht ganz 80.000 km. Die Farbe und die Ausstattung waren auch genau das, was wir uns vorgestellt hatte und der Preis hielt sich soweit im Rahmen. Daher vereinbarten wir für den kommenden Dienstag morgen eine Termin mit dem Händler.
Und auch bei der Live-Betrachtung hielt der Gebrauchtwagen, was er auf dem Handy versprochen hatte. Die Probefahrt verlief auch ohne Zwischenfall und somit war es für uns entschieden. Das würde unser erstes Auto in Paraguay werden, ein Hyundai Tucson.
Vor lauter Handeln als Paraguayer getauft
Martin fing dann noch das Handeln an. Er feilschte mit dem Händler und sparte und damit doch nochmal 600 Dollar. Zur Erklärung: die Preise für solche größeren Sachen werden in Dollar angegeben und dann per Tageskurs in Guarani bezahlt.
Martin handelte so gut, dass der Verkäufer in zu Paraguayer umtaufte. So verhandeln nach seiner Ansicht nur die Paraguay, nicht die Europäer. Als wir uns einig waren, wurde noch der Tageskurs festgelegt. Anschließend fuhren wir unsere mitgebrachten Euros in Guarani umtauschen und es ging weiter zu direkten Händler des Wagens. Der befand sich in San Lorenzo, also sehr nah zu uns, die in Nemby wohnen.
Der Kauf eines Gebrauchtwagen in Paraguay ist anders als in Europa
Ich kann hier nur von unserem Kauf sprechen, evtl. ist das bei Neuwagen ähnlich, doch dazu habe ich keine Fakten. Beim Händler besprachen wir noch ein paar Details und dann kam der Notar, bei dem wir einen Vorvertrag abschlossen. Dabei haben wir auch die Bescheinigung erhalten, dass der Vorbesitzer keine Steuerschulden hat, so dass der Wagen nicht deswegen gepfändet werden kann. Anschließend bezahlten wir den Gebrauchtwagen.
Der Händler (der übrigens kein einziges Iquique-Auto hat) erklärte uns dabei, dass wenn etwas mit dem Vertrag nicht stimmt, er nach paraguayischem Recht die Verantwortung trägt und wir sofort den Wagen zurück bringen können und unser Geld erhalten (über die Richtigkeit dieser Aussage kann ich nichts sagen, nur Hören-Sagen).
Mehr Etappen als in Europa
Danach ging es samt Notar mit dem Gebrauchtwagen zu einer Stelle, die überprüft, ob die Chassinummer des Wagens stimmt und es irgendwelche anderen Vorkommnisse gibt. Das Ergebnis bekommt man nach einigen Minuten schriftlich.
Übrigens hat man sich auch hier, beim Händler und auch mit dem Notar alle Zeit genommen und dafür gesorgt, dass wir wirklich alles verstehen, mit Hilfe von einfachen Sätzen,Händen und Füssen, einer Übersetzungsapp und auch ein wenig Englisch.
Zurück beim Händler bekamen wir noch die grüne Cedula des Wagens (noch auf den Vorbesitzer lautend) und auch die alte, noch gültige Karte der Habilitacion (Zulassung) und wir fuhren zufrieden mit unserem Neue nach Hause. Einige Tage später konnten wir dann auch den endgültigen Notarvertrag unterschreiben und wir erhielten die auf uns ungeschriebene Cedula des Autos. In der Zwischenzeit haben wir noch eine Autoversicherung abgeschlossen und den Wagen bei uns in Nemby zugelassen.
Eine günstige Inspektion und das Einstellen der Spur
Der Händler hatte uns empfohlen, aufgrund des Alters des Gebrauchtwagens eine Inspektion machen zu lassen. Er gab uns auch die Kontaktdaten einer Werkstatt, mit der er zusammenarbeitet und nach Rücksprachen mit uns sogar den Termin für uns vereinbart.
Also fuhren wir eines Morgens zur besagten Werkstatt und mussten echt suchen, so unscheinbar war sie. Doch wir fanden sie schließlich und wurden sehr freundlich empfangen. Der Mechaniker machte gleich mit Martin eine kurze Runde und dann besprachen wir, was zu tun wäre. Der Wechsel von Öl und Filter (auch Luftfilter) war dringend notwendig, ebenso sollten die Räder von vorne nach hinten rotiert werden und die Bremsbeläge gesäubert werden, da wir bei jedem Bremsvorgang elendig quietschten.
Das Auto war ein guter Kauf
Als wir dann am Nachmittag das Auto wieder abholten, zeigte er uns noch einen defekten Stoßdämpfer, bei dem eine Schraubenhalterung ausgerissen war und der massiv ölte. Diesen hatte er ebenfalls ausgetauscht. Er fuhr wieder mit Martin eine Runde und Martin sah sehr zufrieden aus, als sie wieder zurückkamen. Als wir die Rechnung erhielten, waren wir noch zufriedener, denn der Betrag war viel geringer als wir dachten.
Dann wollten man uns noch den alten Luftfilter und den defekten Stoßdämpfer mitgeben, doch wir verzichteten. Jetzt fehlte unserem Auto nur noch das Einstellen der Spur und das Auswuchten der Räder. Hier hatte dann der Mechaniker für uns eine gute Adresse, auf halber Strecke zwischen San Lorenzo und Asuncion. Daher fuhren wir am kommenden Tag gleich dort hin.
Auch hier ein toller Service und viel Geduld mit uns
Beim Reifenservicecenter angekommen, wurden wir gleich angesprochen und schnell hatten die Fachleute verstanden, was wir benötigen. Eigentlich hätten wir nur 40 Minuten warten müssen, doch wir hatten einen anderen Termin und so ließen wir das Auto dort und wir fuhren mit dem Mietwagen weiter.
Am frühen Nachmittag holten wir dann unseren Gebrauchtwagen ab und auch hier waren wir von Preis-Leistungsverhältnis mehr als positiv überrascht. Mit der Inspektion und dieser Leistung hier haben wir insgesamt weniger als 150 Euro ausgegeben, Ersatzteile inbegriffen.
Inzwischen fahren wir bereits einige Tage mit unserem Gebrauchtwagen in Paraguay und wir sind sehr zufrieden.