Wir waren jetzt in der Situation, dass wir für Luciano eine Unterkunft benötigten, die evtl. für ein Jahr sein Zuhause werden sollte. Jetzt hieß es erstmals ein Holzhaus in Paraguay bauen lassen, damit Luciano zu seinem Arbeitsbeginn im April ein Zuhause hatte.
Seit Jahren leben Mario und seine Familie bei uns auf dem Grundstück in einem Holzhaus in Paraguay. Für uns stand immer fest: sobald wie unser Haus bauen würden, wäre gleichzeitig auch für unseren Capataz ein gemauertes Haus in der Entstehung.
Ende 2017 informierte uns unser Nachbar, dass er Mario und seine Frau in sein Gästehaus einquartiert, da sie nun hochschwanger ist und es in der Holzhütte nicht passt. Wir fanden das sehr gut und freuten uns für die Beiden.
Was er allerdings nicht mit uns teilte, war seine Absicht deren Holzhaus in Paraguay zu entfernen und auf unserem Grundstück ein neues Holzhaus, mit einem gemauerten und zementierten Fundament, zu erstellen. Das steht nun weder dort, wo wie es gebaut hätten, noch entspricht es unseren Vorstellungen.
Wir erfuhren vom “Umbau” erst, als Gregorio die Lage unseres in Planung befindlichen Deposito ausmaß und uns dabei Bilder des Grundstück sendete.
Nun drängte die Zeit. Zwischen dem Arbeitsvertrag mit Luciano und seinem Beginn lagen nur 4,5 Wochen. Wir kontaktierten gleich wieder Gregorio und einen Tag später hatten wir einen Termin mit ihn und er legte uns auch schon einen groben Plan vor.
Luciano wurde informiert, dass dies nur provisorisch sein würde, doch das schien ihm weniger auszumachen als uns. Er hatte ganz bescheiden nachgefragt, ob er uns richtig verstanden hatte und er wirklich ein Bett und eine Toilette bekommen würde.
Wir klärten noch einige Details mit Gregorio. Er würde dann auch für uns die Möbel und das Bettzeug für Luciano besorgen. Wir erhielten noch am Abend den Kostenvoranschlag und Montags drauf ging der Bau los.
Das neue Zuhause für Mario und seine Familie auf einem anderen Grundstück des Nachbarn war weder fertig noch im Bau. Daher ist es für uns selbstverständlich, dass sie bis zum Umzug dorthin kostenfrei weiter bei uns wohnen dürfen.
Sie haben sich jahrelang sehr liebevoll und verantwortungsvoll um unser Grundstück gekümmert, daher würden wir sie nie ohne Zuhause lassen.
Pünktlich ging die Minibaustelle los und es ging gut voran. In der zweiten Wochen setzten dann massive Regenfälle ein, die das Vorankommen stocken ließen. Bei Regen sind oft viele Straßen nicht befahrbar, so dass die Arbeiter nicht zur Arbeit kommen können.
Bei starkem Regen wird unsere Straße zu einem reißenden Bach, der das Wasser den Hügel hinunter bewegt. Wenige Minuten nach Ende des Regens ist alles wieder normal.
Luciano wurde von seinem Bruder über den Fortschritt unterrichtet und so war ihm auch der Verzug bekannt. Doch in typische paraguayischer Manier sucht man Lösungen, statt auf den Problemen zu blockieren.
Als Luciano am 30 März kam, war das Haus errichtet, doch der komplette Innenausbau fehlte. Kurzerhand sprach er mit Gregorio, es wurde schnell die Matratze besorgt und Luciano richtete sich für 10 Tage in unserem Deposito ein. Die Sanitäranlage benutzte er bei seinem Bruder im Haus und auch kulinarisch wurde er, in Sinne der Familie als Wert, dort mitversorgt. Problem gelöst.
Das Schöne an der Situation war, dass Luciano sah, wie sein Holzhaus fertig wurde. Er konnte es live miterleben. Auch als die Einrichtung kam, half er es aufzubauen und einzurichten. Ich glaube ich habe noch nie einen jungen Mann mit derart viel Freude und Stolz sein Bett beziehen sehen.
Wir hatten vor unserer Abreise noch Geschirr, Gläser und Besteck für ihn besorgt, so dass er nun grundsätzlich ausgestattet war. Zusätzlich war Lucia 4-5 Tage vorher ebenfalls gekommen und beide fanden nun ihren Platz. Er stellte ihre Hütte direkt neben seiner Tür auf.
Wie immer hielt Gregorio die Baufortschritte und den Einzug von Luciano für uns in Bildern fest. Hier auch ein großes Lob an seine Frau, die mit viel Liebe und Geschmack die Möbel und das Bettzeug für Luciano ausgesucht hat.
In unserem Urlaub besorgten wir die Hütte für Lucia. Dann bemerkten wir, dass viele noch einen Regenschutz aufgrund der manchmal massiven Regenfälle nachgerüstet hatte. Es werden oft diese gewellte Kunststoffplastikdachplatten dafür genutzt, wie wir sie auch in Europa kennen. Die Hütte von Mario‘s Hund hatte eine.
Also haben wir mit wenig Spanisch, Händen und Füßen Mario gefragt, wo man das bekommt. Auch Mario ist jemand, der Lösungen sucht. Bei der Frage, was es kostet, meinte er gleich, er besorgt es für uns und nannte einen Preis. Als ich ihm etwas mehr zur Sicherheit geben wollte, damit er nichts vorstrecken braucht, lehnte er ab.
Bereits am Abend war das Material samt passenden Schrauben in unserem Deposito. Ich bekam eine Quittung und das Restgeld. Ich versuchte ihn zu fragen, ob er seinem Bruder dann zeigen könnte, wie der das im April hin bauen könnte. “Si, si” kam als Antwort und ich war zufrieden.
Doch er hatte es sich anders vorgestellt. Zu unserem Abschied hatte er es als Überraschung in seiner Freizeit für uns auf Maß geschnitten und angebracht. Wir sind wirklich sehr froh, solch liebe Menschen kennen zu dürfen.
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