Seit Weihnachten stand die Möglichkeit im Raum, dass wir in 2019 nach Paraguay auswandern. Also war dieser Urlaub unsere Feuerprobe. Wir wollten unser Gästehaus schnell einrichten und dann mindestens 2 Wochen dort leben. Das Programm bestand daher aus Wohnen in Paraguay auf Probe und die Erledigung wichtiger Behördengänge.
Noch im Dezember 2018 hatten wir wieder unseren Architekten Gregorio kontaktiert und mit ihm den Bau eines Depositos besprochen, ein Lagerraum mit Hauswirtschaftsraum davor. So konnten wir unsere Koffer sehr voll beladen und vieles bereits in Paraguay lassen.
Gregorio fing noch vor Weihnachten damit an und sendete und jede Woche wieder die Bilder zur Entwicklung der Baustelle in unsere Dropbox. Es ging in einem schnellen Tempo voran. Wir merkten bald, dass Gregorio noch vor unserer Ankunft Ende Januar fertig werden wollte. So kanten wir ihn, schnell und in sehr guter Qualität.
Wir haben also nach der Ankunft unseren Mietwagen übernommen und sind direkt zum Grundstück gefahren. Und siehe da, sowohl das Gästehaus als auch das Deposito erstrahlten auf unseren Grundstück.
Ein Arbeiter von Gregorio werkelte noch an den Regenrinnen, doch sonst waren die Arbeiten beendet. Ich begrüßte ihn und dann luden wir unsere 5 großen Koffer plus Handgepäck aus. Während dessen telefonierte der Herr, doch den Grund erfuhren wir erst später.
Wir waren mit Gregorio und seiner Frau in Asuncion zum Mittagessen verabredet und danach würden sie uns helfen eine Waschmaschine, einen Trockner, eine Kühl-Gefrierkombination und einen Staubsauger zu kaufen. Also packten wir unsere Koffer ein wenig aus und auch um. In die gemietete Unterkunft in Asuncion brauchten wir ja nur Kleidung für ein paar Tage, da wir danach in unser Gästehaus ziehen würden.
Und plötzlich lautes Gebell der Hunde, viele Holas und Gregorio und seine Frau standen bei uns. Es folgte eine sehr herzliche Begrüßung. Und typisch Gregorio: der Arbeiter hatte auch die Aufgabe ihn zu informieren, wenn wir ankommen, damit er uns das fertige Deposito symbolisch übergeben konnte.
Da wir bereits gegen 11.00 Uhr fertig mit dem Umpacken waren, beschlossen wir vor dem Essen die Elektrogeräte zu kaufen. Gregorio fuhr voraus, wir hinterher. So lernten wir auch den Eingang zum Parkplatz des Geschäftes kennen, welches wir bereits einen Urlaub zuvor als Fußgänger entdeckt hatten.
Gregorio schnappte sich einen Verkäufer, besprach mit ihm was wir suchen und schon ging es los. Der Verkäufer zeigte uns die in Frage kommenden Geräte und knapp eine halbe Stunde später war alles ausgesucht und bezahlt. Das große Plus hier in Paraguay: die Sachen werden kostenlos innerhalb von 24-48 Stunden geliefert, auch bis zu uns raus nach Nemby.
Somit haben wir unser Tagesziel erreicht, jetzt noch gemeinsam lecker essen im Paulista Grill, Lebensmittel einkaufen, dann ab in die gemietete Unterkunft und den Tag ausklingen lassen. Morgen steht sehr früh die Fahrt nach Villarica an.
Am nächsten Tag ging es bereits um 7.00 Uhr morgens los in Richtung Villarica. Wir hatten ungefähr 3-3,5 Stunden Fahrt vor uns. Für unser Wohnen in Paraguay auf Probe gehört für uns auch ein Mobilfunkvertrag und ebenfalls ein Bankkonto.
Wir haben immer wieder gehört und gelesen, dass es extrem schwierig ist, in Paraguay ein Bankkonto zu eröffnen. Also haben wir alle Chancen auf unsere Seite gelegt, einige benötigte Dokumente und Nachweise vorab übersetzen und beglaubigen lassen. Zusätzlich hatten wir uns einen Übersetzer organisiert, damit wir ja nichts falsch ausfüllen.
In Villarica angekommen haben wir auch sehr schnell am Treffpunkt unseren Übersetzer Manfredo gefunden, dann ging es mit seinem Auto weiter die übersetzten Dokumente abholen und direkt weiter in Richtung Stadtzentrum für den Mobilfunkvertrag und anschließend zur Bankkontoeröffnung.
Mobilvertrag erledigt, also weiter zur Bank und das Konto beantragt. Hier dauert es ein wenig länger, bis alle Formulare ausgefüllt ist, doch dann ist auch das geschafft und das Konto beantragt.
Wir gingen dann etwas Essen und dann stand der Besuch unserer Internetbekannten Marion aus Villarica an. Sie ist im Tierschutz engagiert und hatte Himbeerableger für uns. Wir hatten eine sehr schöne Zeit mit ihr, bevor wir uns wieder auf den Weg machten.
Der geplante Termin für Informationen zu einer Krankenversicherung wurde aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit und des langen Heimwegs verschoben und fand schließlich per Telefon statt.
Unsere gemietete Unterkunft war nur bis Montag morgen gebucht, daher war es heute am Donnerstag wirklich Zeit, die noch fehlenden Möbel zu besorgen. Bereits im Dezember hatten wir bei Schreiner unseres Vertrauens ein Bettgestell, ein Kleiderschrank, eine Kommode und Nachttische bestellt..
All dies stand bei unserer Ankunft bereits im Gästehaus und war einsatzbereit. Doch die Matratze fehlte und auch die Einrichtung des Wohnbereichs. Also gingen wir als erstes nach San Lorenzo und testeten Matratzen. Obwohl wir alleine unterwegs waren, also ohne Bekannte oder einem Übersetzer, lief es erstaunlich gut.
Die Matratze war in weniger als einer Stunde gekauft und sollte auch am Freitag Nachmittag geliefert werden. Dann ging es weiter zu einem kleine Küchenstudio. Hier hatten wir uns gut vorbereitet und mit einem Online Küchenplaner bereits ausgearbeitet was wir haben möchten.
Doch zu unserer Freude war dort ein Verkäufer, der ein wenig Deutsch sprach und so kamen wir auch hier schnell voran. Das Angebot sollten wir am Nachmittag per Whatsapp bekommen. Okay, es wurde Freitag Nachmittag, doch das ist eben Tranquilo 😉
Inzwischen war Mittag schon gut vorbei und der Hunger machte sich mehr als bemerkbar. Daher suchten wir uns etwas zu essen, bevor wir die vorab ausgesuchten Möbelgeschäfte besuchten.
Bereits im ersten Geschäft, das Feria, wurden wir fündig. Sie hatten eine modern Auswahl zu vernünftigen Preisen. Und so fanden wir innerhalb kurzer Zeit eine Couch, 2 Sessel, eine Schmutzwäschetonne, Mülleimer und einen Türvorleger, sowie einen schönen Bilderrahmen. Alles wurde mit der Verkäuferin aufgeschrieben und wie gewohnt, die Anlieferung für den kommenden Tag vereinbart.
Im nächsten Möbelgeschäft fanden wir dann noch einige Wandbilder und ein zur Matratze passendes Bettlacken. Das restliche Bettzeug war, samt Toaster, Wasserkocher, Kaffeemaschine, 2 Töpfen und Küchenmaschine mit uns in den Koffern nach Paraguay gekommen.
Jetzt fehlten nur noch kleinere Sachen. Daher fuhren wir in unseren Lieblingssupermarkt das Superseis, kurz S6. Dort hatten wir bereits am Ankunftstag schönes Geschirr gesehen und nun war es an der Zeit es auch zu besorgen. Also wurde der Einkaufswagen mit Tellern, Tassen, Gläsern und Besteck beladen und weiter ging es in Richtung Putzmittel.
Auch diese wurden in den Einkaufswagen gelegt und nun fehlten nur noch Sachen, wie Salz, Pfeffer und ähnliches. Geschafft, wir hatten die Grundausstattung und morgen war der große Möbelanliefertag.
Freitag war ein aufregender Tag für uns, denn es würde sich zeigen, ob mein wenig spanisch ausgereicht hatte, alles so zu kaufen und liefern zu lassen, wie wir es uns gedacht hatten. Wir fuhren also früh los, besorgten noch ein paar Lebensmittel und dann ging es nach Nemby.
Die Elektrogeräte waren bereits am Mittwoch angeliefert worden und wir packten sie gleich alle aus. Dann wurde der Kühlschrank ausgewaschen, in Gang gesetzt und die Lebensmittel eingeräumt. Das erste Mal seinen Kühlschrank einräumen fühlt sich schon sehr gut an.
Jetzt noch eine kleine Grundreinigung, Schrank und Kommode auswischen und dann konnten wir den Inhalt der Koffer schon mal verstauen und einräumen.
Dann fing das für uns empfundene lange Warten an. Gegen Mittag kam dann per Whatsapp das versprochene Angebot mit Bildern der Küchenzeile und wir waren beruhigt und beschäftigt 😉
Endlich hupte es vor dem Tor und siehe da die Matratze kam. Die beiden Männer nahmen sie auf ihren Kopf, einer vorne, einer hinten und als ob es ein Federgewicht hätte trugen sie sie bis zum Bett. Wir wurden gefragt, ob sie sie auspacken sollen, was ich dann aufgrund der Gestik ihrer Hände und dem netten Lächeln über mein wenig Spanisch dann auch verstand. Gesagt, getan, Verpackungsmüll eingepackt und weg waren sie wieder.
Nun konnten wir schon mal das Bett beziehen und dann ging der warten wieder weiter bis zum späten Nachmittag. Wieder Hupen und diesmal stand der LKW samt 3 Männern von Feria vor dem Tor. In Weniger als 15 Minuten stand alles ausgepackt an seinem Platz.
Als ich den Herren ein kleines Trinkgeld geben wollte, winkten sie ab: sie hielten mir ihre Terere-Thermoskanne vor die Nase und fragten nach Wasser. Bei 40 Grad, bekamen sie beides von uns, sehr gerne das Wasser und auch das Trinkgeld.
Mit einem großen Lächeln, Winken und Adios machten sich die Herren wieder auf den Weg, denn der LKW war noch nicht leer. Und wir waren sehr stolz, denn außer der Küchenzeile war alles da und dem Einziehen am Montag stand nichts im Weg.
Bereits seit geraumer Zeit hatten wir uns vorgenommen, absolut unabhängig von unserem Nachbarn zu werden. Er hatten für uns gegen Bezahlung Wasser, Strom und Grundsteuer bezahlt und mit uns dann abgerechnet.
Strom lässt sich mit einem Bankkonto online bezahlen, beim Wasser hängt es von der jeweiligen Aguateria ab und die Grundsteuer ist einmal Jährlich fällig, was sich im Rahmen von Urlauben regeln lässt.
Also warteten wir die Tage, bis er Zeit für uns hatte, was sich dann am Samstag ergab und wir zu ihm gebeten wurden. Wir wussten ja schon, dass unsere Baumaßnahmen nicht seine Zustimmung fanden. Besonders das Deposito und unsere Vorliebe, die Gebäude zu verputzen, verstimmten ihn sehr.
Wir waren mit diversen Nutzungen unseres Grundstücks im Laufe der Jahre, ohne vorab informiert worden zu sein, unzufrieden. Die Grenze von „sich um ein Grundstück zu kümmern“ und es “als sein eigenes zu betrachten” verwischt für unseren Geschmack zu sehr. Zumal es einen Versuch gab, unseren Lapacho und einen Mangobaum fällen zu lassen, was Gregorio glücklicherweise verhindert hat.
Kurzum, uns wurde erklärt, dass er und seine Familie absolut keine Zeit mehr hätten, vor lauter Arbeit und Erfolg, sich weiter um unser Grundstück zu kümmern und auch unser gemeinsame Gärtner dürfe ab Ende Februar nicht mehr für uns arbeiten.
Ich denke, dass wohl sowohl er als auch seine Frau überrascht waren, dass wir keinerlei Mine verzogen. Innerlich waren wir sehr froh, denn genau diese Trennung hätten wir sonst herbei geführt.
Wir bekamen alle Quittungen und Dokumente, dann wurde uns noch erklärt, dass wir ja noch ein Paar Tage hätten um Lösungen zu finden.
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