Wir bauen in Paraguay unser Haus. Wie soll es auch anders sein: nachdem das Gästehaus und das Deposito stehen, ist es soweit. Auch hier arbeiten wir wieder sehr gerne mit unserem Architekten Gregorio und seinem Team zusammen.
Bereits eine Woche vor unserer Ankunft hatte der Bau begonnen. Unser Grundstück sah aus, als ob wir riesige Wühlmäuse hätten. Es war übersäht von großen quadratischen Aushüben und daneben kleine Erdhügel. Ein sehr netter Anblick. Doch nicht dass ihr glaubt hier waren Bagger am Werk, alles wurde mit Schaufel und Handarbeit gegraben.
Allgemein kann ich sagen, dass hier nahezu alles komplett per Hand erledigt wird. Sie haben Schaufeln, Schubkarren und einen kleinen Zementmischer. Das war es. Bei Bedarf taucht noch eine Flex auf. Leitern und Böcke werden mal schnell aus dem Holz zusammen gezimmert und weiter geht es.
Ein deutscher Bekannter, der schon seit geraumer Zeit in Paraguay lebt sagte uns schon seit unserem ersten Besuch, dass die Frauen hier sehr fleißig sind, doch die Männer sehr faul. Martin und ich geben auf solche Aussage nichts, und bereits in unseren Urlauben bestätigte sich dieser Satz keinesfalls.
Doch spätestens jetzt beim Bauen in Paraguay zeigt sich, wie absurd dieser Satz ist. Unsere Bauarbeiter sind super motiviert. Seit dem ersten Tag sieht man sie hart arbeiten und dabei haben sie nahezu immer gute Laune.
Zuerst hatten wir das Team am Bau, welches die Fundamente erstellt. Es bestand aus 3-4 erfahrenen Bauarbeitern und einigen jungen Zuarbeiter. In jeder Pause wird sich versammelt und gemeinsam Terere getrunken. Zuvor geht die Gruppe noch in die Despensa, sich Chipa und ähnliches holen. Alle sind integriert und es wird gescherzt, gelacht, der Becher mit Terere wird geteilt und geht reihum.
Nahezu alle Arbeiter kommen mit einem Motorrad. Einige sind schon 30-40 Minuten vor Arbeitsbeginn da, damit sie noch mit den Kollegen zusammen frühstücken können. Es wird bei uns am Bau oft gelacht, wobei das dem Arbeitsfortschritt keineswegs schadet – im Gegenteil.
Sie arbeiten super gut als Team, die Jüngeren werden hier und da auch angelernt. Alle sind sehr motiviert und arbeiten bei der Hitze hart. Sie halten zusammen und helfen sich gegenseitig aus.
Unsere Maurer lösen das erste Team ab. Sie sind bis auf eine Ausnahme alle jünger. Dementsprechend haben wir nun paraguayische Musik und Radio auf der Baustelle. Auch so lernt man die Kultur besser kennen.
Einige von ihnen singen, pfeifen, spielen Luftgitarre und tanzen bei der Arbeit, was das Ganze sehr auflockert und ehe ich mich versehe haben sie schon wieder eine Wand hochgezogen. Uns freut es sehr, dass unser Haus bei soviel guter Laune gebaut wird. Sie scherzen noch mehr miteinander als das vorherige Team und auch der ältere Maurer ist vollkommen integriert.
Trotz der Musik und der Späße arbeiten sie sehr zügig und auch sehr genau. Es wird immer wieder die Vertikale ausgelotet oder die Geradlinigkeit der Wände beim Hochziehen geprüft. Es macht einfach Spaß, ihnen zu zusehen.
Einen Samstag haben sie bei 40° mit vollem Tempo gearbeitet. Ich war echt überrascht, wie sie das schaffen. Ich war ohne zu Arbeiten schon müde von der Hitze. Also habe ich für die Nachmittagspause schnell Luciano zum Eis holen geschickt. Er kam dann mit 4 kg leckerem Eis für die Truppe zurück.
Mir kam eines Tages der Gedanke, dass ich gerne eine Ziegelreihe selbst anbringen möchte. Also sprach ich Gregorio darauf an und schon am nächsten Tag war es soweit. Ich denke es war für ihn und auch unseren Vorarbeiter sehr ungewöhnlich, dass ein Kunde und dazu noch eine Frau diesen Wunsch äußert.
Ich setzte also meine Helm auf, zog eine alte Hose an und los ging es. Mano, unser Vorarbeiter fixierte den Leitfaden, der für die Höhe und auch für die Geradlinigkeit wichtig ist. Dann stellt man mir einen Eimer „Mescla“ (Zementmischung) hin und ich konnte starten. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich beim Bauen in Paraguay auch einen winzigen Beitrag geleistet habe.
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